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1. Geschichte der Neuzeit - S. 40

1887 - Wiesbaden : Kunze
40 Erste Periode der Neuzeit. ließ, machten sie allenthalben beliebt und erhoben sie zu Ratgebern der Fürsten, zu Lehrern an Universitäten, zu Erziehern fürstlicher Söhne. Auch in die bürgerlichen Verhältnisse drängten sie sich allmählich ein, und es gab nicht leicht eine Schwierigkeit, welche ihnen zu überwinden mißlungen wäre, da sie sich unablässig bemühten, allen alles zu sein. In der Bekehrung der Ketzer und Ungläubigen bewiesen sie eine staunenswerte Thätigkeit. Loyola zählte 1540 nur 10 Glieder, im 18. Jahrhundert umfaßte der Orden 22 600 Mitglieder. In vier Weltteilen waren die Jesuiten thätig, die römische Kirche zu befestigen und zu verbreitert oder die evangelische Lehre zu unterdrücken, und unermeßliche Reichtümer, die sie teils freiwilligen Geschenken und Vermächtnissen, teils dem Handel indischer und amerikanischer Missionare verdankten, standen ihnen zu Gebote; denn obwohl eine Ordensregel verbot, irdische Schätze zu besitzen, so wehten doch die Flaggen ihrer Handelsschiffe auf allen Meeren. In den Wildnissen von P a-raguay in Südamerika gründeten sie sogar eine völlig unabhängige Besitzung unter der Form einer Republik, legten Dörfer und Städte an und besetzten und verwalteten alle Staatsämter, bis sie 1767 das Land verlassen mußten. Manche Lehre der Jesuiten erregte großen Anstoß, insbesondere der Grundsatz, daß der Zweck die Mittel heilige. Man beschuldigte sie der Herrschsucht, der Aufwiegelung, der Beförderung des Meineides, des Königsmordes, der Anstiftung von Krieg und Blutvergießen rc. und vertrieb sie im 18. Jahrhundert aus Portugal, Spanien, Frankreich, Italien und Deutschland. Der dritte Ordensgeneral, Franz von Borgia, äußerte jedoch schon: „Wie Lämmer haben wir uns eingeschlichen, wie Wölfe werden wir regieren, wie Hunde wird man uns vertreiben, aber wie Adler werden wir uns verjüngen." 11. Der schmalkaldische Krieg. Luthers Tod. Kaiser Karl V. hoffte noch immer aus eine Beseitigung der kirchlichen Spaltung und veranstaltete Religionsgespräche zu Leipzig, Speier, Hagenau, Worms und zu Regensburg (1541). Da aber keine Vereinigung erreicht wurde, so gewährte der Kaiser die Fortdauer des Religionsfriedens von 1532 bis zu einem allgemeinen Konzil. Von allen deutschen Fürsten katholischer Religion verfolgte Herzog Heinrich vonbraunfchweig-Wolfenbüttel die Anhänger der evangelischen Lehre am bittersten. Als er die Städte Goslar und

2. Geschichte der Neuzeit - S. 41

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 2, 11. Der schmalkaldische Krieg. Luthers Tod. 41 Braunschweig, Glieder des schrnalkaldischen Bundes, hart bedrängte, rüsteten die Bundeshäupter ein Heer, vertrieben den gewalt-thätigen Herzog aus dem Lande und behielten es im Besitz, um den Gottesdienst nach lutherischer Weise einzurichten (1542). Als später der Herzog mit französischen Hilfsgeldern ein Heer warb und in fein Land zurückkehrte, wurde er vom Landgrafen Philipp von Hessen 1545 bei Nord heim besiegt, gefangen genommen und auf die Festung Ziegenhain gebracht. In dem nämlichen Jahre eröffnete der Papst das öfters verheißene Konzil zu Orient in Tyrol. Allein die Protestanten verweigerten die Teilnahme an demselben, weil ein Konzil, auf welchem der Papst den Vorsitz führe, um als Kläger und Richter in einer Person aufzutreten, ein unfreies, ihnen dagegen ein freies, unparteiisches, deutsches Konzil versprochen worden sei. Der Kaiser zeigte sich zwar persönlich noch immer mild gegen die Protestanten, trat aber, da er mit Frankreich und der Pforte Friede geschlossen hatte, in ein geheimes Bündnis mit dem Papste. Es war dem Kaiser daran gelegen, sein Ansehen im Reiche gegenüber den Anmaßungen und Auflehnungen der Fürsten und Städte aufrecht zu erhalten. Während Karl dies Bündnis geheim hielt, veröffentlichte der Papst eine Bulle, in welcher er allen, welche zu einem Zuge gegen die Protestanten helfen würden, einen ausgedehnten Ablaß zusicherte (1546). Luthers Tod. Luther erlebte den Ausbruch des Krieges nicht mehr. Er hatte in den letzten zwanzig Jahren seines thaten-reichen Lebens viel mit körperlichen Leiden zu kämpfen, aber den Mut nie verloren. Im Februar 1546 beriefen ihn die Grafen von Mansfeld nach Eis leben, um Streitigkeiten in ihrer Familie zu schlichten. So schwach er sich fühlte, so machte er sich doch auf, wohnte alle Tage den Sitzungen der Grafen bei und predigte noch viermal. Am Abend des 16. Februar fühlte er sich bereits so unwohl, daß er von seinem Tode redete. Am andern Morgen konnte er das Zimmer nicht verlassen; er äußerte gelegentlich: „Ich bin hier zu Eisleben geboren, wie, wenn ich hier sterben sollte?" Seine Ahnung hatte ihn nicht betrogen. Er fühlte Bangigkeit und große Mattigkeit. Als er sich zu Bette legte, gab er allen Freunden und feinen beiden Söhnen, welche fein Lager umstanden, die Hand, wünschte ihnen gute Nacht und sprach: „Betet zu unserm Herrn für fein Evangelium, daß es ihm wohlgehe; denn das Konzilium zu Trient und der leidige Papst Zürnet hart mit ihm." Schwer atmend schlief er ein, erwachte aber um 1 Uhr wieder und klagte heftig über Brustbeklemmungen. Die

3. Geschichte der Neuzeit - S. 42

1887 - Wiesbaden : Kunze
42 Erste Periode der Neuzeit. Ärzte erschienen, auch Graf Albrecht von Mansfeld und seine Gemahlin eilten herbei und brachten stärkende Tropfen, mit denen sie ihm die Pulse bestrichen. Doch alle Hilfe war vergebens. Luther fühlte fein Ende und betete laut: „O mein himmlischer Vater, Gott und Vater unseres Herrn Jesu Christi, Du Gott alles Trostes, ich danke Dir, daß Du mir Deinen lieben Sohn Jesum Christum ge-offenbaret hast, an den ich glaube, den ich gepredigt und bekannt, den ich geliebet und gelobet habe. Ich bitte Dich, mein Herr Jesu Christ, laß Dir meine Seele befohlen sein. O himmlischer Vater, obschon ich diesen Leib lassen und aus diesem Leben hinweggerissen werden muß, so weiß ich doch gewiß, daß ich bei Dir ewig bleiben und aus Deinen Händen mich niemand reißen kann." Man reichte ihm Arzneien; allein er wurde still. Da rief ihm Dr. Jonas zu: „Ehrwürdiger Vater, wollet Ihr auf die Lehre Jesu, wie Ihr sie gepredigt habt, auch sterben?" Er antwortete noch vernehmlich „Ja" und verschied dann sanft in der Frühe des 18. Februar 1546. Ein Eilbote brachte dem Kurfürsten die Trauerbotschaft. Dieser ließ den Leichnam nach Wittenberg bringen und in der Schloßkirche beisetzen. Ein ungeheurer Leichenzug geleitete die irdische Hülle Luthers von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt. Philipp Melanchthon hielt eine ergreifende Rede zu Ehren des verblichenen Freundes. Luther, welcher ein Alter von 62 Jahren erreicht hatte, hinterließ eine Witwe und drei Söhne (§. 7, 1). Der letzte männliche Nachkomme von ihm starb um die Mitte des 18. Jahrhunderts zu Dresden. Bei Luther hat sich der Grundcharakter des deutschen Gemütes, Gradheit, Treue und Redlichlichkeit, recht lebendig bekundet. Seine Derbheit und Heftigkeit in seinen Streitschriften findet Entschuldigung in der Denk- und Redeweise seiner Zeit, in der Natur des schwierigen Reformationswerkes und in feiner kräftigen, gesunden Phantasie. Über feine unermüdete Thätigkeit muß man staunen; 22 Folianten seiner Schriften, seine Predigten, Lieder, die akademischen Vorträge, Rasen und Briese geben davon Zeugnis. Am 28. März 1546 eröffnete der Kaiser den Reichstag zu Regensburg. Nur wenige protestantische Fürsten hatten sich persönlich daselbst eingefunden, und auf Befragen, wem die Kriegsrüstungen des Kaisers gelten sollten, erklärte Kart, er wolle nur gegen die ungehorsamen Stände nach seiner kaiserlichen Macht verfahren. Ohne Zweifel erblickte er in der doppelten Weigerung der Protestanten, weder das Konzil noch den Reichstag beschicken zu wollen, eine Auflehnung gegen seinen kaiserlichen Willen. Dadurch

4. Geschichte der Neuzeit - S. 43

1887 - Wiesbaden : Kunze
§• 2, 11. Der schmalkadische Krieg. Luthers Tod. 43 aber, daß der Kaiser den drohenden Krieg nicht als einen Religionskrieg darstellte, gelang es ihm sogar, einige protestantische Fürsten für sich zu gewinnen, den Herzog Moritz von Sachsen und die brandenburgischen Markgrafen Johann von Küstrin und Albrecht von Bai reut h. Moritz von Sachsen hatte, ohne Mitglied des schmalkaldischen Bundes zu sein, die evangelische Lehre in seinem Lande befördert. Er war ein ritterlicher Herr und hatte sich im Türkenkriege so hervorgethan, daß Karl, welcher allen Deutschen abhold war, ihn allein zu seinem Liebling erkor. Moritz, der Schwiegersohn des Landgrafen Philipp von Hessen, war mit seinem Vetter, dem Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen, wegen des Städtchens Wurzen in Streit geraten, dieser aber gütlich beigelegt worden. Sein geheimes Bündnis mit dem Kaiser scheint durch die Aussicht zu stände gekommen zu sein, daß sein Land aus Kosten des Vetters vergrößert werde. Ohne allen Argwohn übergab Johann Friedrich seinem Vetter die Beschützung seines Kurfürstentums, als er selbst mit den Häuptern des schmalkaldischen Bundes an die Donau gegen den Kaiser aufbrach. Der Kaiser weilte noch in Regensburg und hatte nur 8700 Mann um sich, als die Protestanten bereits von allen Seiten heranrückten. Die Kriegsmacht der oberländischen Städte befehligte ein entschlossener und umsichtiger Führer, Sebastian Schärtlin von Burdenbach bei Augsburg. Er wollte vor allen Dingen dem Kaiser jeden Zuzug abschneiden und ihn dann selbst angreifen; allein die Fürsten des fchmalkaldifchen Bundes traten ihm durch Gegenbefehle stets hemmend in den Weg und erließen an den Kaiser ein Schreiben und ein öffentliches Manifest, worin sie ihre Maßregeln rechtfertigten. Karl erklärte den Kurfürsten von Sachsen und den Landgrasen von Hessen in die Acht, doch zögerten diese noch immer mit einem entschiedenen Vorgehen. Unterdessen kam der Winter heran, die Soldaten wurden mißmutig und begannen zu entlaufen. Der Kaiser, dessen Heer durch Mangel, Seuchen und Kälte ungemein litt, hatte schließlich die Freude, daß die Verbündeten ihn um frieden baten. Er ließ ihnen aber erwidern, daß er keinen andern Weg zum Frieden kenne, als wenn sich der Kursürst und der Land-graf mit Land und Leuten auf Gnade und Ungnade ergäben. Jetzt kehrten diese in ihre Länder zurück, da die Nachricht eingetroffen war, Herzog Morrtz von Sachsen habe die Reichsacht an dem Kurfürsten vollzogen und dessen Land besetzt. Karl konnte nun mit leichter Mühe die süddeutschen evangelischen

5. Geschichte der Neuzeit - S. 45

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 2, 11. Der schmalkaldische Krieg. 45 Kranach, welcher Bürgermeister von Wittenberg war, die Gefangenschaft seines Herrn zu teilen und ihm nach Innsbruck zu folgen. Auch ließ er den evangelischen Gottesdienst bestehen, und erwiderte dem Herzog Alba, welcher die Gebeine des „Erzketzers" Luther ausgraben und verbrennen lassen wollte, sehr treffend: „Lasset ihn ruhen; er hat seinen Richter gefunden. Ich führe Krieg mit den Lebenden, nicht mit den Toten." Mit nicht geringem Schrecken vernahm der Landgraf Philipp von Hessen die Folgen der unglücklichen Schlacht bei Mühlberg. Sein Schwiegersohn Moritz von Sachsen und der Kurfürst Joachim von Brandenburg hatten sich bemüht, den Kaiser mit ihm auszusöhnen, allein dieser verlangte unbedingte Unterwerfung. Endlich kam eine Übereinkunft zu stände, wonach der Landgraf sich aus Gnade und Ungnade ergeben, fußfällig um Verzeihung bitten, 150 000 Gulden zahlen, alle seine Festungen bis auf Kassel oder Ziegenhain schleifen, sowie den Herzog Heinrich von Braunschweig sammt dessen Söhnen aus der Haft entlassen sollte. Moritz fügte noch das Versprechen bei, es solle der Landgraf weder an Leib und Gut, noch mit Gefängnis oder Schmälerung seines Landes beschwert werden. So hart die Bedingungen auch waren, so entschloß sich der Landgras doch zur Annahme derselben. Während er vor dem Throne des Kaisers kniete, las sein Kanzler die Abbitte ab. Beim Vorlesen soll der Landgras höhnisch gelächelt und der Kaiser ihm mit drohend ausgehobenem Finger in seiner niederländischen Mundart gesagt haben: „Wart, ich will dich lachen lehren!" Nachdem der Landgras bei dem Herzog Alba zu Abend gespeist hatte, wurde er verhaftet. Die Vorstellungen der beiden Kurfürsten Moritz und Joachim von Brandenburg blieben unbeachtet; Philipp der Großmütige erfuhr eine härtere Behandlung.*) Als er einen vergeblichen Fluchtversuch gemacht hatte, ward ihm ein kleines Gefängnis in der Citadelle von Mecheln angewiesen, dessen Fenster sogar vernagelt waren. Die Diener des Landgrafen wurden hingerichtet oder vor seinen Augen in Spieße gejagt. Auch seine treue Gemahlin Ehristina, welche mit unüberwindlichem Mute für ihn wirkte (§ 7, 10) und flehte (sie war eine Toch- *) Ob in betreff seiner Gefangennehmung die kaiserlichen Räte einen Betrug geübt und das Wort der Kapitulation „einiges" mit „ewiges" Gefängnis vertauscht haben, oder ob von Moritz und Joachim in der Eile ein Lesefehler gemacht fei, bleibt dunkel: die beiden Fürsten glaubten an einen Betrug.

6. Geschichte der Neuzeit - S. 48

1887 - Wiesbaden : Kunze
48 Erste Periode der Neuzeit. tert nämlich, daß, wenn ein Bischof oder Prälat zur protestantischen Kirche überginge, seine Pfründe ihm nicht bleiben, sondern wieder mit einem Katholiken besetzt werden sollte. Obgleich die Protestanten heftig widersprachen, wurde diese Frage doch in katholischem Sinne entschieden. 12. Karls Y. Abdankung und Tod. Nach einer langjährigen Regierung sah sich Kaiser Karl in allen seinen Hoffnungen bitter getäuscht; alle seine Pläne waren gescheitert. Weder die Erhebung der Kaisermacht zu altem Glanze, noch die Beschränkung der päpstlichen Gewalt, noch die Demütigung Franz I. von Frankreich oder des türkischen Sultans, noch die Erwählung seines Sohnes Philipp zum römischen Kaiser, noch die Wiedervereinigung der getrennten Religionsparteien war ihm gelungen. Er hatte viel unternommen in seinem thatenreichen Leben, war während seiner Regierung neunmal in Deutschland, sechsmal in Spanien, siebenmal in Italien, zehnmal in Flandern, viermal in Frankreich, zweimal in England, zweimal in Afrika gewesen und hatte viermal die Nordsee, achtmal das Mittelmeer durchschifft. Obschon er in den Besitz bedeutender Gold- und Silbergruben jenseits des Oceans kam, so befand er sich doch fortwährend in Geldverlegenheit?) Seine Niederlage in dem Augsburger Religionsfrieden, fein vorgerücktes Alter, seine zunehmenden körperlichen Leiden und die Reue über seine Sünden veranlaßten ihn, einen längst gehegten Plan zur Ausführung zu bringen und sich von der Welt zurückzuziehen. Nachdem er seinem Sohne Philipp das Königreich Mailand und Neapel abgetreten hatte, berief er 1555 die niederländischen Stände nach Brüssel, schilderte ihnen in einer würdigen Rede, was er während feiner langen Regierung gethan und erstrebt, und übertrug feinem Sohne die Krone der Niederlande mit Burgund. Feierlich ermahnte er denselben, seinem Volke ein weiser und gerechter Herrscher zu fein, und nahm ihm vor den Ständen das Versprechen ab, in fernen *) Karl hatte von dem reichen Anton Fugger in Augsburg einmal 800 000 Goldgulden erhalten. Als er den reichen Banquier besuchte, nährte dieser das Kaminfeuer mit Zimt und warf die kaiserliche Verschreibung hmein. Für diese großmütige Verschwendung erhielt Artton Fugger die Grasenwürde uni) die ausgedehntesten Privilegien des Seehandels, der Bergwerke, Münzen u. s. w. A. Fugger und Bartholomäus Welser liehen 1531 dem Kaiser zwölf Tonnen Gold.

7. Geschichte der Neuzeit - S. 51

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 3, 1. Die Reformation in den nordischen Reichen. 51 Tage dauerten die Krönungsfeierlichkeiten in Stockholm. Da trat plötzlich Trolle mit einer Anklage gegen seine Feinde hervor, und das Gericht erklärte sie für Ketzer. Christian ließ die Thore der Stadt schließen, auf dem Markte Kanonen auffahren und verkünden, es dürfe bei Verlust des Lebens niemand seine Wohnung verlassen. Mit leichter Mühe bemächtigte er sich der Gegner des dänischen Regiments und ließ 94 der edelsten Schweden aus dem Markte 1520 hinrichten. Dies „Stockholmer Blutbad" wurde in anderen Gegenden nachgeahmt, damit Christian des Gehorsams gewiß sei. Der Tyrann kehrte hierauf nach Dänemark zurück. Da er es durch diese gottlose That auch mit dem Papste verdorben hatte, so berief er einen Schüler Luthers nach Kopenhagen und führte die Reformation ein. Er föhnte sich zwar noch einmal mit dem Papste und dem Kaiser aus, suchte auch die Reformation wieder abzuschaffen, allein das Ende feiner Regierung war nahe. Gustav Erichson Wasa, der Sohn eines schwedischen Reichsrats, der von väterlicher Seite dem alten Geschlechte Wasa und von mütterlicher Seite der Familie der Sture angehörte, die seit der Kalmarer Union dem Lande zwei Könige gegeben hatte, war von der Vorsehung aus-erwählt, an Christian zum Rächer des Stockholmer Blutbades zu werden. Am Hofe feines Großoheims Sten Sture des Älteren erzogen, durch Wuchs und Anstand, Kenntnisse und Einsicht ausgezeichnet, durch Mut und Unerschrockenheit bekannt, war er den Verhältnissen, die ihn auf den Schauplatz der Begebenheiten riefen, vollkommen gewachsen. 1518 hatte ihn Christian mit den andern schwedischen Geiseln nach Dänemark abgeführt und daselbst einem Edelmann, Namens Bauer, der mit ihm verwandt war, gegen eine bedeutende Bürgschaft zur Bewachung übergeben. Gustav Wasa sehnte sich nach der Freiheit und entfloh 1519 glücklich nach Flensburg und von da nach Lübeck. Dahin eilte ihm Bauer nach und verlangte feine Auslieferung; Lübeck schützte aber den Flüchtling und unterstützte dessen Abreise nach Kalmar. Allein die Mutlosigkeit der Schweden war so groß, daß Wasas begeisterte Reden taube Ohren fanden. Er mußte fliehen und verbarg sich auf feinem väterlichen Gute Räfsnäs. Hier erfuhr er, daß fein Vater, fein Schwager und alle feine Vettern im Stockholmer Blutbade umgekommen, Mutter und Schwester gefeffelt nach Dänemark abgeführt feien und die Dänen auf feinen eigenen Kopf einen Preis gefetzt hätten. Unter großen Gefahren flüchtete er sich darum zu den freiheitliebenden D a l e k a r l e n an der Westgrenze, und zweimal retteten ihm Frauen auf dieser Reife das Leben. Ein Jugend-

8. Geschichte der Neuzeit - S. 52

1887 - Wiesbaden : Kunze
52 Erste Periode der Neuzeit. freund Gustavs, Arend, hatte ihn freundlich aufgenommen, dachte ihn aber an die Dänen zu verraten. Arends Frau warnte Gustav und gab ihm einen Schlitten, auf welchem er entfloh. Der Kronschütze Swen Elfsfon beherbergte ihn; aber die Dänen erspähten seinen Aufenthalt, drangen ins Haus und trafen ihn am Feuer. Elfsfons Frau eilte jedoch herbei, schalt ihn einen faulen Knecht und jagte ihn mit der Backschaufel aus der Stube. Auf einem mit Stroh beladenen Wagen versteckte sich Gustav und fuhr fort; allein die Dänen durchstachen das Stroh mit ihren Spießen nach allen Seiten und verwundeten ihn am Fuße, fanden ihn aber nicht. Endlich langte er in Dalekarlien an, fand jedoch hier anfangs keinen Anhang. Erst als neue Flüchtlinge eintrafen und Christians Grausamkeiten schilderten^ sammelten sich Anhänger um Gustav und folgten ihm nach Falun, welches sofort genommen wurde. Nach wenigen Wochen war Gustavs Schar zu einem Heere von 15 000 Mann angewachsen. Ein Sieg nach dem andern ward über die königlichen Truppen erfochten, und das Glück begünstigte den tapfern Helden in allen seinen Unternehmungen. Schließlich erschien Gustav vor Stockholm; die noch lebenden Reichsräte ernannten ihn zum Reichsverweser und Oberhauptmann von Schweden, und als Lübeck ihn mit Truppen und Kriegsmaterial unterstützte, mußten die Dänen Stockholm räumen. Auf einem zweiten Reichstag ward er zum König ausgerufen und Schweden zu einem Wahlreich erhoben; allein die großen Verdienste, welche sich Gustav während seiner Regierung (1523—1560) um sein Vaterland erwarb, veranlaßten 1544 den Reichsrat, auch die Erblichkeit der Krone in dem Mannesstamme der Wasa auszusprechen. Gustavs Regierung war eine gesegnete für Schweden, da der König nur an das Wohl seines Landes dachte und keine Mühe scheute, das zerrüttete Reich zu heben. Er vervollkommnete die Gesetzgebung, bildete das Volk, förderte Gewerbfleiß und Wissenschaft und erweiterte den Handel. Denn er befaß die ausgezeichnetsten Geistesgaben, Mut, Unerschrockenheit, Sanftmut und eine seltene Sittenreinheit. Dabei war ihm ein treffender Witz und eine hinreichende Beredsamkeit eigen. Das größte Verdienst erwarb er sich um fein Land durch die Einführung der Reformation, wobei er mit einer solchen Klugheit und Umsicht zu Werke ging, daß die neue Lehre ohne alle Unruhe ins Leben trat. Schon 1519 waren zwei Brüder, Olaf und Lorenz Peter-f o n, Söhne eines Schmiedes, von der Universität Wittenberg in ihre Heimat zurückgekehrt und hatten das reine Evangelium nach Schweden

9. Geschichte der Neuzeit - S. 53

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 3, 1. Die Reformation in den nordischen Reichen. 53 gebracht. Olaf, stürmisch und heftig wie Luther, Lorenz, mild und gemäßigt wie Melanchthon, wirkten beide trotz Spott und Verachtung für die Ausbreitung der lutherischen Lehre. Olaf übersetzte 1523 die Bibel ins Schwedische und hielt bald darauf Messe in schwedischer Sprache. Ter König begünstigte diese Bestrebungen, welche allmählich große Erfolge hatten. 1530 trat auch Gustav zur evangelischen Kirche über, da der größere Teil seiner Unterthanen sich dazu bekannte, und 1549 erfolgte auf dem Reichstage zu Örebro, der Heimat der Brüder Peterfon, die Lossagung vom Papsttum. Gustav I. Wasa -s- 1560. Erich Xiv. Johann Iii. 1568—1592. Karl Ix. 1600—1611. 1560-1568. | ,— ----------------------------- Sigismund Iii. Katharina, Gustav Adolf von Polen Gem. Johann 1611—1632. t 1632. Kasimirs von | ,--------------~--------------- Pfalz-Zweibrücken. Christine Wladislav Iv. Johann Kasimir, | 1632—1654. von Polen König von Polen Karl X. Gustav t 1648. 1648-1668. 1654—1660. Karl Xi. 1660-1697. Karl Xii. Ulrike Eleonore, 1697—1718. Gem. Friedrichs, Landgrafs v. Hessen-Kassel. Nach Gustav Wasas Tod (1560) kamen unter seinen Söhnen schlimme Zeiten über das Land. Erich Xiv. (1560—1568) wurde geisteskrank, mordete aus Argwohn und starb infolge einer Verschwörung durch Gift. Sein Bruder Johann Iii. (1568—1592) vermählte sich mit einer katholischen Fürstentochter Polens. Er suchte die lutherische Lehre im Lande wieder zu beseitigen und ließ seinen Sohn Sieg mund, der König von Schweden und Polen werden sollte, katholisch erziehen. Da Siegmund als Polenkönig 1592 dem schwedischen Reichstagsbeschluß, wonach die lutherische Religion die in Schweden allein geduldete sein sollte, entgegenhandelte, wurde sein Oheim Karl zum Reichsvorsteher ernannt, und als Siegmund auch seinen Sohn nicht nach Schweden schicken wollte, damit er daselbst in der Landesreligion erzogen werde, ging er des schwedischen Thrones verlustig, und sein Oheim folgte als Karl Ix. von 1600—1611. Ein zwischen Polen und Schweden deshalb ausbrechender Krieg wurde durch dessen Sohn und Nachfolger Gustav Adolf (1611—1632)

10. Geschichte der Neuzeit - S. 55

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 3, 2. Die Religionskriege in Frankreich. 55 2. Die Religionskriege in Frankreich. In Frankreich wurden die Anhänger der Reformation vielfach bedrückt und verfolgt, obwohl schon im 13. Jahrhundert bedeutende Bewegungen, namentlich im Süden, gegen die römische Kirche entstanden waren und den Beweis geliefert hatten, daß eine Besserung der Kirche an Haupt und Gliedern notwendig sei. Die theologische Fakultät der Universität Paris erklärte 1521 Luther für einen Ketzer und befahl, seine Schriften zu verbrennen. Der königliche Rat Louis de Berquin, welcher unter Franz I. offen für die evangelische Lehre thätig war, wurde von der Sorbonne verurteilt. König Franz konnte seinen Freund nicht retten und mußte es erleben, daß derselbe 1529 in Paris verbrannt wurde. Calvin mußte 1533 die Flucht ergreifen und fand in der Schweiz eine Zufluchtsstätte, von wo aus er auf die Ausbreitung der Reformation in Frankreich höchst günstig einwirkte. Immer zahlreicher wurden hier ihre Anhänger, die man spottweise Hugenotten (Nachtgespenster) nannte, nach einem alten König Hugo, dessen Geist der Volkssage nach bei Tours nächtlich umherwandeln sollte, wo sie sich heimlich versammelten. Man betrachtete die Reformierten in Frankreich sowohl unter Franz I. (1515—1547)*), als auch unter Heinrich Ii. (1547—1559) als Aufrührer und verfolgte sie fortwährend. Insbesondere waren Katharina von Medicis, Heinrichs ränkesüchtige Gemahlin (§ 7, 13), und dessen Freundin Diana von Poitiers, welche der König zur Herzogin von Valentinois erhob, den Reformierten abgeneigt. Sie hatten die Versammlungen derselben öfter überfallen und stören lassen, viele eifrige Anhänger der protestantischen Lehre dem Beile des Henkers überliefert und den König zur Ausrottung der Ketzerei gewonnen, welche derselbe auch später dem Könige Philipp Ii. von Spanien gelobte. Der Tod hinderte ihn, sein Versprechen zu erfüllen. Als er 1559 die Vermählung seiner Tochter Elisabeth mit *) Franz I. dessen Schwester Margarete 1515—1547. Gem. Heinrichs, Königs v. Navarra. I I Heinrich Ii. 1547—1559. Johanna d'albret, — ~----------------------------- Gem. Antons von Bourbon. Franz Ii. Karl Ix. Heinrich Iii. | 1559—1560. 1560—1574. 1574—1689. Heinrich Iv. 1589—Mo. | Ludwig Xiii. 1610—1643.
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